Nucené migrace v Československu a z Československa 1938–1989

Das 20. Jahrhundert war nicht nur ein Jahrhundert der Extreme, sondern – aus mitteleuropäischer Perspektive im Zeitalter der Diktaturen ganz eindeutig – ein Jahrhundert der Zwangsmigrationen und jener Migrationen, die kausal auf die Vertreibungen folgten oder als Binnenmigrationen mit diesen...

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Main Author: Jiří Pešek
Format: Article
Language:ces
Published: University of Pardubice 2011-01-01
Series:Theatrum Historiae
Online Access:https://theatrum.upce.cz/index.php/theatrum/article/view/1864
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description Das 20. Jahrhundert war nicht nur ein Jahrhundert der Extreme, sondern – aus mitteleuropäischer Perspektive im Zeitalter der Diktaturen ganz eindeutig – ein Jahrhundert der Zwangsmigrationen und jener Migrationen, die kausal auf die Vertreibungen folgten oder als Binnenmigrationen mit diesen in Verbindung standen. Aus tschechischer Perspektive begannen die Prozesse bereits in den Jahren 1937/38, also bei der Flucht und dem Rückzug der Juden, der Demokraten und auch der tschechischen Staatsbeamten und eines Teils der tschechischen Bevölkerung aus den stark „nazifizierten” und später abgetrennten Sudeten, aus der sich verselbständigten Slowakei, aus der Karpatenukraine und aus schlesischen Gebieten, welche von der Tschechoslowakei 1939 abgetrennt wurden. Diese Flüchtlingsströme von mehr als 400 000 Personen gehörten zur größten europäischen Zwangsmigration seit der Mitte der 1920-er Jahre. Es folgten die überwiegend bekannten, allerdings bisher nur im politischen Rahmen, weniger im anthropologischen, sozialen, kulturellen oder Genderkontext untersuchten großen Migrationen der Kriegs- und Nachkriegszeit: Sie werden zu oft auf den Holocaust der Juden und Roma, auf die Vertreibung und den Transfer der Deutschen aus der Tschechoslowakei reduziert. Im Rahmen von diesen kam es fast parallel zu verschiedenen Wiederbesiedlungen. Nach der kommunistischen Machtübernahme von 1948 kam es gleich zu einer Reihe von Flucht- und Emigrationswellen nach Westeuropa, welche bis 1989 andauerten. Zwischen den Jahren 1948–1989 sind mehr als 420 000 tschechoslowakische Bürger emigriert. Über ihre genauen Motive, Strategien, Schicksale und deren Integration in den Gastgeberländern wissen wir bis heute so gut wie nichts. Auch über die Konsequenzen aller dieser Migrationen, die innerhalb eines halben Jahrhunderts fast ein Drittel der Einwohner der damaligen Tschechoslowakei betroffen haben, wissen wir bis heute nur wenig.
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