Aspekte der ersten Sinfonie Roberto Gerhards

In der Musik Roberto Gerhards konfrontiert der im englischen Exil lebende Katalane kompositorische Probleme, denen viele Komponisten nach dem Zweiten Weltkrieg ausgesetzt waren, auf sehr persönliche Weise. Er sieht die Möglichkeit des Zwölftonsystems, Komponisten von einer Fixierung auf Tonhöhen zu...

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Main Author: Nils Schweckendiek
Format: Article
Language:deu
Published: Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH) 2005-01-01
Series:Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie
Subjects:
Online Access:https://storage.gmth.de/zgmth/pdf/469
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description In der Musik Roberto Gerhards konfrontiert der im englischen Exil lebende Katalane kompositorische Probleme, denen viele Komponisten nach dem Zweiten Weltkrieg ausgesetzt waren, auf sehr persönliche Weise. Er sieht die Möglichkeit des Zwölftonsystems, Komponisten von einer Fixierung auf Tonhöhen zu befreien, und setzt sie zugunsten eines starken Interesses an rhythmischen und ostinaten Figuren ein: Musikalische Texturen (unter Bevorzugung trockener Instrumentalfarben) werden zur Hauptsache; es entstehen Kettenformen, die durch wiederkehrende Kleingestalten zusammengehalten werden. Die erste Sinfonie ist einer der ersten Versuche Gerhards, eine Großform mit Hilfe seiner eigenwilligen Anwendung der Reihentechnik seines Lehrers Schönberg zu konstruieren. Widersprüchliche rückwärts- und vorwärtsblickende Impulse (einerseits das Genre Sinfonie und die konventionelle Dreisätzigkeit, andererseits die Hervorhebung musikalischer Hilfsparameter über die bis zu diesem Zeitpunkt stärksten Kategorien des Klangverständnisses, Melodik und Harmonik) sowie die Verbindung von internationalen (Reihentechnik) und lokalkoloristischen (spanische Volksmusik) Tendenzen zeigen die Suchwege eines Komponisten, der neben dem weltpolitischen Umsturz der 30er und 40er Jahre und dem Exil aus seiner Heimat auch noch die persönliche Krise, die das Scheitern des großen Projektes seiner jüngeren Jahre, der Oper The Duenna, ausgelöst hatte, zu verkraften versucht. Den endgültigen Erfolg bestätigen sowohl die Verklärung am Ende des Werkes wie auch die Zustimmung, die es bei seinen frühen Aufführungen erweckte.
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