Die Sorge zur Fürsorge.

Trotz des Wunsches der meisten Menschen, zumindest den eigenen Kindern und Kindeskindern ein lebenswertes Dasein auf dieser Erde zu ermöglichen, können wir wiederkehrend ein diesem Wunsch konträres individuelles und kollektives ökologisches, ökonomisches, politisches und damit gesamtgesellschaftlic...

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Main Author: Alexander Braml
Format: Article
Language:deu
Published: Universität Salzburg 2025-01-01
Series:Zeitschrift für Praktische Philosophie
Subjects:
Online Access:https://127.0.0.1/zfpp/article/view/517
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description Trotz des Wunsches der meisten Menschen, zumindest den eigenen Kindern und Kindeskindern ein lebenswertes Dasein auf dieser Erde zu ermöglichen, können wir wiederkehrend ein diesem Wunsch konträres individuelles und kollektives ökologisches, ökonomisches, politisches und damit gesamtgesellschaftliches Handeln feststellen. Verdeutlichen lässt sich das aktuell besonders mit Blick auf die Klimakrise. Diese Ambivalenz weist auf ein Motivationsproblem hin, mindestens aber auf die Herausforderung, das eigene Wollen auch tatsächlich zu realisieren.  Das Motivationsproblem stellt mithin eines der Kernprobleme der Zukunftsethik dar. Wie lässt sich die Motivation zu menschlicher Sorge über die individuellen Nahbeziehungen hinaus auch zu Gunsten der Menschen späterer Generationen fördern? Der vorliegende Beitrag leistet einen Vorschlag zur Beantwortung dieser Fragestellung. Das lebenspraktische Prinzip der Fürsorge, wie es insbesondere im Bereich der Care-Ethik seit langem Thema ist, bietet in der Verbindung psychologischer und normativer Erkenntnisse erhebliches Potential, zur Überwindung der Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit beizutragen. Um auch unserer Langzeitverantwortung gerecht zu werden, hat ein individuell und kollektiv anerkannter und in kognitiven und moralischen Entwicklungsprozessen internalisierter Grundsatz der Sorge zur Fürsorge das Potential, motivationale Kraft zu entwickeln. Um diese These zu untermauern, ordnet der Aufsatz das Fürsorgeprinzip in den zukunftsethischen Diskurs ein und leistet eine systematische Darstellung der Fürsorge als ethisches Prinzip. Im Zusammenspiel aus innerer Entwicklung und äußeren Rahmenbedingungen ist es ein Ziel, Menschen zu befähigen und zu bestärken, Widerstände in ihrem lebenspraktischen Handeln und damit im Lebensvollzug volitional, also willentlich und bewusst, zu überwinden. So besteht die Chance, als gut erkannte Überzeugungen motiviert umsetzen zu wollen. In diesem Wissen können Menschen aus guten Gründen wertebasiert und nachhaltig Verantwortung auch für die Zukunft und damit für fernere, uns unbekannte Generationen übernehmen. Obwohl wir die Bedürfnisse und konkreten Normenvorstellungen kommender Generationen heute noch nicht kennen können, besteht so die Chance, auch künftig gutes Leben auf der Erde zu ermöglichen.
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spelling doaj-art-0d203a2265c84f5d81783f81d34554242025-02-01T09:58:00ZdeuUniversität SalzburgZeitschrift für Praktische Philosophie2409-99612025-01-0111210.22613/zfpp/11.2.8Die Sorge zur Fürsorge. Alexander Braml0Hochschule für Philosophie (IHS) München Trotz des Wunsches der meisten Menschen, zumindest den eigenen Kindern und Kindeskindern ein lebenswertes Dasein auf dieser Erde zu ermöglichen, können wir wiederkehrend ein diesem Wunsch konträres individuelles und kollektives ökologisches, ökonomisches, politisches und damit gesamtgesellschaftliches Handeln feststellen. Verdeutlichen lässt sich das aktuell besonders mit Blick auf die Klimakrise. Diese Ambivalenz weist auf ein Motivationsproblem hin, mindestens aber auf die Herausforderung, das eigene Wollen auch tatsächlich zu realisieren.  Das Motivationsproblem stellt mithin eines der Kernprobleme der Zukunftsethik dar. Wie lässt sich die Motivation zu menschlicher Sorge über die individuellen Nahbeziehungen hinaus auch zu Gunsten der Menschen späterer Generationen fördern? Der vorliegende Beitrag leistet einen Vorschlag zur Beantwortung dieser Fragestellung. Das lebenspraktische Prinzip der Fürsorge, wie es insbesondere im Bereich der Care-Ethik seit langem Thema ist, bietet in der Verbindung psychologischer und normativer Erkenntnisse erhebliches Potential, zur Überwindung der Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit beizutragen. Um auch unserer Langzeitverantwortung gerecht zu werden, hat ein individuell und kollektiv anerkannter und in kognitiven und moralischen Entwicklungsprozessen internalisierter Grundsatz der Sorge zur Fürsorge das Potential, motivationale Kraft zu entwickeln. Um diese These zu untermauern, ordnet der Aufsatz das Fürsorgeprinzip in den zukunftsethischen Diskurs ein und leistet eine systematische Darstellung der Fürsorge als ethisches Prinzip. Im Zusammenspiel aus innerer Entwicklung und äußeren Rahmenbedingungen ist es ein Ziel, Menschen zu befähigen und zu bestärken, Widerstände in ihrem lebenspraktischen Handeln und damit im Lebensvollzug volitional, also willentlich und bewusst, zu überwinden. So besteht die Chance, als gut erkannte Überzeugungen motiviert umsetzen zu wollen. In diesem Wissen können Menschen aus guten Gründen wertebasiert und nachhaltig Verantwortung auch für die Zukunft und damit für fernere, uns unbekannte Generationen übernehmen. Obwohl wir die Bedürfnisse und konkreten Normenvorstellungen kommender Generationen heute noch nicht kennen können, besteht so die Chance, auch künftig gutes Leben auf der Erde zu ermöglichen. https://127.0.0.1/zfpp/article/view/517FürsorgeethikSorge zur Fürsorge Verantwortung MotivationVolition
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